Getreide
Die witterungsbedingt schlecht ausgefallene Brotgetreideernte bewirkte Preissteigerungen an den internationalen Märkten. In der Schweiz sank vorübergehend der Grenzschutz und Mehrimporte waren erforderlich. Sojaschrot blieb das wichtigste eiweissreiche Futtermittel.
Im Jahr 2021 stieg die gesamte Getreideanbaufläche gegenüber dem Vorjahr um 2,9 Prozent auf 146 400 Hektaren an. Nach der angestrebten Flächenreduktion im Vorjahr nahm die Brotgetreidefläche wiederum auf über 81 000 Hektaren zu. Die Futtergetreidefläche sank geringfügig. Mit der Ernte von 282 000 Tonnen backfähigem Brotweizen trat gegenüber dem Vorjahr witterungsbedingt eine Minderproduktion von 30 Prozent ein. Den grössten Produktionsrückgang weist hingegen ein Futtergetreide aus, nämlich Körnermais, weil der mittlere Körnerertrag tief ausfiel und mehr Mais zur Frischverfütterung oder Silage gehäckselt wurde.
Landwirtschaftliche Nutzfläche nach Nutzungsarten
Produktion
Zollkontingentserhöhungen für Brotgetreideimporte
Nach vier Jahren mit Deklassierungen von Brot- zu Futtergetreide erforderte die witterungsbedingt schlecht ausgefallene Brotgetreideernte 2021 Ergänzungsimporte. Zur Deckung des Gesamtbedarfs von 480 000 Tonnen reichte das ordentliche Zollkontingent von 70 000 Tonnen nicht aus. Um das benötigte Getreide zum tieferen Kontingentszollansatz einführen zu können, beantragte die Branchenorganisation swiss granum beim BLW im März 2022 eine Kontingentserhöhung um 40 000 Tonnen. Bis Anfang Juli 2022 wurden die freigegebenen Zollkontingentsteilmengen von insgesamt 110 000 Tonnen vollumfänglich ausgeschöpft. Weil sich eine Versorgungslücke bis zum Anschluss an die inländische Getreideernte 2022 früh abzeichnete, ersuchte swiss granum schon im Mai 2022 neuerlich um eine Kontingentserhöhung von 20 000 Tonnen für den Herbst.
Preisturbulenzen an internationalen Agrarmärkten
Die auf der Nordhemisphäre schlecht ausgefallene Getreideernte 2021 liess die internationalen Preise bereits im Herbst kurzzeitig auf 300 Euro pro Tonne ansteigen. Mit dem Angriff der Ukraine durch Russland schnellten ab dem 24. Februar 2022 die Notierungen an den internationalen Getreidebörsen in die Höhe. Ausgehend von 250 Euro pro Tonne vor dem Krieg erreichte Mitte Mai die Weizennotierung an der Warenterminbörse (MATIF) mit € 438.25 pro Tonne ein Allzeithoch. Bis Anfang Juli fiel die Notierung auf unter 350 Euro pro Tonne und blieb in der Folge auf diesem Niveau.
Auf Brotgetreide wird ein Zielpreissystem mit einem Referenzpreis von 53 Franken je 100 kg Weizen, einer Bandbreite von +/- 3 Franken je 100 kg und einem maximalen Grenzschutz von 23 Franken je 100 kg angewandt. Die an den internationalen Märkten angestiegenen Weizenpreise führten zu einem rückläufigen Grenzschutz. Anfang Oktober 2021 reduzierte sich der Grenzschutz für Einfuhren innerhalb des Zollkontingents von 23 Franken auf Fr. 18.60, Anfang Januar sank er auf Fr. 11.60 und Anfang April auf Fr. 5.60 je 100 kg. Anfang Juli 2022 stieg der Grenzschutz dann wieder und erhöhte sich auf Fr. 9.60 je 100 kg.
Der Selbstversorgungsgrad für Brotgetreide variiert mit der im Inland geernteten, backfähigen Getreidemenge. Weichweizen führt die Rangfolge der wichtigsten Brotgetreide mit grossem Abstand vor Dinkel und Roggen an. In Jahren ohne grossflächige, witterungsbedingte Qualitätseinbussen erreicht Brotweizen ein Selbstversorgungsgrad von über 80 Prozent. Importe ergänzen das Inlandangebot zur Deckung des Bedarfs der verschiedenen Getreidearten und Qualitäten.
Aussenhandel
Kraftfutter mit Ergänzungsimporten
Infolge deutlich geringerer Erträge resultierte im Jahr 2021 eine im Vorjahresvergleich tiefere Futtergetreideproduktion. Für die Nutztierfütterung standen inklusive nicht backfähigem Brotgetreide 450 000 Tonnen Getreide zur Verfügung. Ergänzend zu den in der Lebensmittelindustrie anfallenden Nebenprodukten wie Zuckerrübenschnitzel, Weizenkleie, Biertreber, Raps- und Sonnenblumenkuchen werden Futtergetreide und eiweissreiche Ackerfrüchte und Nebenprodukte importiert.
Im Berichtsjahr beliefen sich die Importe von eiweissreichen Futtermitteln auf rund 500 000 Tonnen. Sojaschrot führt die Rangfolge an vor Rapsschrot, Rückständen aus der Stärkegewinnung, Rückständen aus Brauer- und Brennereien sowie Sonnenblumenschrot. Der Warenwert der bedeutendsten Eiweissfuttermittel franko Zollgrenze Schweiz betrug 240 Millionen Franken. Weil die Preise franko Zollgrenze Schweiz für Futtermittel den Schwellenpreis bzw. die Importrichtwerte oft übersteigen, wurde auf der Importmenge von 458 000 Tonnen lediglich ein Zollbetrag von 129 000 Franken erhoben.
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