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Seit 20 Jahren betreibt das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) ein Monitoring über die soziale Situation von Bauernfamilien. Ein zentrales Element ist dabei die Analyse der Situation und Rolle der Frauen. Die Studie «Frauen in der Landwirtschaft 2022» untersucht nach 2002 und 2012 die Situation und Rolle der Frauen zum dritten Mal. Und sie zeigt: die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft ist in Bewegung.

Die Studie «Frauen in der Landwirtschaft 2022» zeigt anhand einer online Umfrage bei 778 Frauen in allen Landesteilen sowie vier Gruppendiskussionen, wie sich die Situation der Frauen in der Landwirtschaft in den letzten zwei Jahrzehnten verändert hat.

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Nach wie vor sehen sich die befragten Frauen am häufigsten in den Rollen als Hausfrau, Mutter und Bäuerin. Aus den Gruppendiskussionen geht hervor, dass traditionelle Rollenbilder weiterhin wirksam sind. Gleichzeitig lösen aber Faktoren wie ausserbetrieblicher Erwerb, Betriebsmechanisierung und bessere Ausbildungen der Frauen Veränderungen im Selbstverständnis und im Rollenbild aus.

Der gesellschaftliche Wandel hin zu mehr Gleichstellung sowie einfacher zugängliche Bildungs- und Informationsangebote begünstigen in den Augen der Diskussionsteilnehmerinnen die Übernahme der Rolle als Betriebsleiterin. Hingegen sehen sie insbesondere Schwangerschaft und Mutterschaft als wichtigen Hinderungsgrund.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Frauen für die Betriebe nimmt zu

Fast alle Frauen arbeiten auf dem Betrieb. Besonders die jungen Frauen überneh-men vermehrt leitende Tätigkeiten und tragen so wesentlich zum Betriebseinkommen bei. Die Hälfte der jüngeren befragten Frauen (bis 35 Jahre) gibt in der online Umfrage an, in ihrem Verantwortungsbereich mehr als 50 % des Betriebseinkommens zu erzielen.

Der Anteil der Frauen, die sich als alleinige Bewirtschafterin eines Betriebes bezeichnen, ist seit der letzten Umfrage 2012 von 5 auf 9 % gestiegen. Über zwei Drittel geben an, den Betrieb gemeinsam mit ihrem/ihrer Partner/in zu leiten.

55 % aller befragten Frauen erhalten einen Lohn oder erzielen ein Einkommen für ihre betriebliche Arbeit. Ein gutes Drittel der Teilnehmerinnen an der online Umfrage gibt an, Eigentümerin oder Miteigentümerin des Betriebes zu sein, auf dem sie leben.

Der Anteil der Frauen, die einer ausserbetrieblichen Tätigkeit nachgehen, ist auf 53 % angestiegen und auch die Wochenstunden in der auswärtigen Arbeit nehmen zu. Die wichtigsten Gründe für die ausserbetriebliche Tätigkeit sind: mit anderen Leuten in Kontakt kommen, eigenes Geld verdienen und die Notwendigkeit zum Haushaltseinkommen beizutragen.

Die soziale Absicherung hat sich deutlich verbessert

Der Anteil der Frauen ohne eigene soziale Absicherung und Vorsorge ist laut den Ergebnissen der online Umfrage in den letzten zehn Jahren von 12 auf 4 % gesunken. Junge Frauen haben öfters als ihre Vergleichsgruppen eine 3. Säule, eine Taggeldversicherung und rechnen häufiger ihre Sozialversicherung als selbständig Erwerbende ab.

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In den Gruppendiskussionen zeigte sich: Beratung, Sensibilisierungskampagnen sowie Aus- und Weiterbildung ebenso wie die ausserbetriebliche Tätigkeit haben zu dieser Entwicklung beigetragen.

Die Frauen blicken optimistisch in die Zukunft

Der Arbeitsumfang hat 2022 im Vergleich zur Studie 2012 für die meisten Tätigkeiten zugenommen. Dennoch geben die Frauen in der online Umfrage an, genügend Zeit für das Familienleben und für sich selbst zu haben. Die Digitalisierung nimmt die Mehrheit der Befragten als Vereinfachung wahr.

Der überwiegende Anteil der Frauen (72 %) ist mit ihrem Leben zufrieden. Sie sind zuversichtlich, was ihre persönliche Zukunft und auch was die Zukunft ihres Betriebes angeht. Etwas weniger zuversichtlich sind sie in Bezug auf die Zukunft der Landwirtschaft.

Am meisten Sorgen bereiten den Frauen die Agrarpolitik, das von ihnen als schlecht empfundene Image der Landwirtschaft sowie die Arbeitsbeanspruchung. Insgesamt hat sich jedoch die Einschätzung der Zukunft in den letzten zwanzig Jahren positiv entwickelt: Dies gilt für die persönliche Zukunft ebenso wie für die betriebliche und die Zukunft der Landwirtschaft.

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