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Das Forschungsprogramm Univox ist eine Langzeitbeobachtung der Gesellschaft, die das Forschungsinstitut gfs-zürich seit 1986 in Zusammenarbeit mit spezialisierten Instituten realisiert. Im Modul Landwirtschaft, einem von über 20 Themenbereichen, wird die Bevölkerung nach ihrer Meinung zur Schweizer Landwirtschaft befragt. Die Befragung wird seit 1996 regelmässig durchgeführt, seit 2009 wird sie vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) in Auftrag gegeben.

Im April 2022 realisierte gfs-zürich zum fünften Mal nach 2009, 2012, 2015 und 2018 für das BLW 700 persönliche Interviews. Befragt wurden Stimmberechtigte, davon 70 % aus der Deutschschweiz und 30 % aus der Romandie, repräsentativ nach Geschlecht sowie Alter verteilt.

Die Ergebnisse von 2022 werden – wo vorhanden – in Langzeitvergleichen jenen der Jahre ab 1996 gegenübergestellt.

Die befragten Schweizerinnen und Schweizer sind 2022 der Meinung, dass eine tierfreundliche Haltung, eine gesicherte Ernährung in Krisenzeiten sowie die Produktion von Lebensmitteln die wichtigsten Aufgabengebiete der Schweizer Landwirtschaft sind. Am wenigsten Bedeutung wird der Pflege der bäuerlichen Lebensweise beigemessen. Interessant ist: Die Versorgung aus der Nähe bewerten Personen aus der Westschweiz als klar wichtiger als Personen aus der Deutschschweiz (W-CH: 4,2; D-CH: 3,2).

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Im Zeitvergleich der Jahre 1996 bis 2022 ist bei den meisten Aufgabengebieten eine leichte Abnahme festzustellen (bis –0,5 Punkte). Die Werte liegen allerdings auf hohem Niveau. Teils liegen Schwankungen vor, wie z.B. beim Aufgabenbereich «gesicherte Ernährung in Krisenzeiten».

Auf die Frage nach ihrer Einschätzung über die Haltung der Bauern und Bäuerinnen hat 2022 die grosse Mehrheit der Befragten geantwortet, dass sie ein sehr positives Bild haben: So sind neun von zehn Personen der Meinung, die Bauern und Bäuerinnen seien bestrebt, das zu produzieren, was Konsumentinnen und Konsumenten wünschen.
 

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Auch im Zeitvergleich 2009 bis 2022 geniesst die Schweizer Landwirtschaft insgesamt ein sehr gutes Image bei der Bevölkerung. Die Einschätzungen verändern sich insgesamt eher wenig (+/-8 Prozentpunkte).

In der Erhebung werden auch Fragen über die Einstellung zur Landwirtschaft gestellt: Am meisten Zustimmung erhält 2022 die Aussage, dass die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe konkurrenzfähiger werden sollten. Interessant ist, dass in der Deutschschweiz weit mehr Personen (60 %) finden, dass kleine landwirtschaftliche Betriebe am besten den schweizerischen Verhältnissen entsprächen, als in der Romandie (32 %).

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Im Vergleich der Jahre 2009 bis 2022 sind die Entwicklungen bei den Aussagen grösstenteils geringfügig, aber die Schwankungen zwischen den einzelnen Jahren sind teils gross (z. B. «Agrarpolitik verursacht zu hohe Kosten»; 2015: 45 %, 2018: 30 %, 2022: 46 %). Auffallend ist die starke Zunahme (+16 Prozentpunkte) bei «Landwirtschaftsbetriebe müssen konkurrenzfähiger werden und günstiger produzieren».

Die Befragung zu offeneren Grenzen wurde 2022 mit vier zusätzlichen Fragen ergänzt. Am meisten Zustimmung (je 3,7 Punkte) erhalten 2022 die Aussagen «Die Öffnung der Grenzen ermöglicht, dass die Schweizer Bevölkerung längerfristig sicher versorgt wird» sowie «Handelsabkommen müssen einen Betrag leisten, so dass sich das Nachhaltigkeitsniveau global verbessert». Die Aussage «Importierte Lebensmittel müssen den Schweizer Produktionsbedingungen entsprechen» befürworten mehr West- als Deutschschweizer (W-CH: 4,2; D-CH: 3,2).

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Die befragten Schweizerinnen und Schweizer sind 2022 gegenüber einer Öffnung der Märkte für Landwirtschaftsprodukte und Lebensmittel etwas offener eingestellt als 2018. Die Aussage «Offenere Grenzen können ohne flankierende Massnahmen die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe gefährden» erhält dennoch wieder mehr Zustimmung.
 

Erstmals wurden 2022 Aussagen zum Thema Ernährung und Umwelt erhoben. Die Befragten stimmen drei von sechs Aussagen mehrheitlich zu: Jener zur Preisgestaltung und den beiden zu den Aufgaben des Staates. Die drei Aussagen zum persönlichen Konsum erzielen hingegen keine mehrheitliche Zustimmung. Der Aussage «Ich bin mir der Umweltauswirkungen meiner Ernährung bewusst» stimmen mehr Personen aus der Westschweiz als aus der Deutschschweiz zu (W-CH: 3,4; D-CH: 2,4).

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Literatur
 
Bericht UNIVOX Landwirtschaft 2009, 2012, 2015, 2018, 2022 Schlussberichte einer repräsentativen persönlichen Bevölkerungsbefragung im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft, gfs-zürich

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