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Die Mittel des BLW für die Agrarforschung ergänzen die Tätigkeiten von Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung. Das BLW unterstützte 2021 damit hauptsächlich das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL und insgesamt 70 Projekte. Drei kürzlich abgeschlossene werden vorgestellt.
 

Im Jahr 2021 hat das BLW rund 87 Prozent der Mittel zugunsten der Agrarforschung für die Förderung der Nachhaltigkeit und des Biolandbaus eingesetzt. Gemäss Parlamentsentscheid wurde der Jahresbeitrag an das FiBL zum zweiten Mal in Folge um 2,5 Millionen Franken erhöht. Dank dem neuen Finanzhilfevertrag für die Jahre 2022 bis 2025 kann das FiBL in seiner Arbeit neue Schwerpunkte setzen, z.B. in der Suche nach resistenten Sorten, in der Transformation der Ernährungssysteme, in neuen graslandbasierten Nutztiersystemen oder im Innovationsmanagement und in der Beratung.
 

Mittel des BLW zugunsten der Agrarforschung, 2018 bis 2021

Begünstigte2018 Mio. Fr. 2019 Mio. Fr.2020 Mio. Fr.2021 Mio. Fr.
Finanzhilfeverträge zugunsten der Forschung oder der Förderung der Vernetzung
 

 

 

 
FiBL 6.97 6.97 9.4711.97
Andere 0.11 0.11 0.10 0.10
Beiträge zur Unterstützung von allgemeinen Forschungsprojekten
 
  
Nationale Projekte 1.10 1.52 1.77 1.72
Internationale Projekte 0.19 0.06 0.17 0.18
Beiträge zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft und des Biolandbaus    
Nationale Projekte 1.65 1.74 1.89 1.52
Internationale Projekte 0.74 0.51- 0.28
Forschungsaufträge, Ausschreibungen    
Nationale Projekte 1.07 1.05 1.04 0.25
Internationale Projekte 0.03---
Total11.9111.9614.4416.02

Quelle: BLW


Forschungsprojekte

Im Jahr 2021 gingen beim BLW 60 Projektgesuche ein, von denen 25 gutgeheissen wurden.

Im Berichtsjahr unterstütze das BLW 70 Forschungsprojekte mit einer durchschnittlichen Laufzeit von drei bis vier Jahren. Von den kürzlich abgeschlossenen Projekten werden drei nachstehend vorgestellt.

Alle Forschungsprojekte, die vom BLW unterstützt wurden oder werden, sind auf der Website des BLW aufgeführt, ebenso im Informationssystem über Forschungs- und Innovationsprojekte der Bundesverwaltung, ARAMIS.

Céréales de qualité en situations peu fertiles (Lösungen für eine Qualitätsgetreideproduktion auf weniger fruchtbaren Standorten)

Leitung / DurchführungRaphaël Charles, Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, Departement Westschweiz
PartnerAgroscope, AGRIDEA
Laufzeit01.09.2016 – 31.08.2020
GesamtkostenCHF 1 724 170
Beitrag BLWCHF 1 242 920
InternetBioAktuell «Cerqual»


Trotz schwierigen Bedingungen Qualitätsgetreide produzieren

Schwachgründige Böden, trockene Regionen, Betriebe mit wenig Tierhaltung und Betriebe in Umstellung erschweren im Biolandbau die Produktion von Qualitätsgetreide. Qualitätsanforderungen werden möglicherweise nicht erfüllt. Bei der Qualitätsbezahlung sind Preisabzüge die Folgen.

Wichtigster Grund für die Unterstützung dieses Projektes durch das BLW war die verbesserte Effizienz im Brotgetreideanbau und der Anspruch, Umwelt- und Anbaubedingungen besser aufeinander abzustimmen.
 

Forschungsfragen und Methoden

In Zusammenarbeit mit Agroscope und der AGRIDEA suchte das Projekt nach drei unterschiedlichen Lösungsansätzen:

  • Anbausystem: Können die Wechselwirkungen zwischen Genotyp und Umwelt gezielt genutzt werden?

  • Alternative Getreidesorten: Welche agronomischen Eigenschaften weisen Einkorn, Emmer, Dinkel und Mischweizen auf? Wie steht es um die technische Qualität der Mehle und ihre Eignung beim Mahlen und Backen sowie um die ernährungsphysiologische Qualität?

  • Wertschöpfungsketten: Wie eignen sich Getreide aus solcher Produktion für lokale, durch kurze Wege gekennzeichnete Verarbeitungsketten? Und für den grösseren Einzelhandel?

bild_forschung_1_qualitaetsgetreide_boden.jpg

Um herauszufinden, welche Art oder Sorte gesät werden soll, lohnt es sich, einen Blick auf die Bodenfunktionen zu werfen, die sowohl den Ertrag des Standorts als auch die Qualität des Korns vorgeben. Urheberrechte: Raphaël Charles, FiBL


Ergebnisse

Eine geeignete, dem Standort angepasste Wahl der Getreideart und -sorte steigert die Effizienz sowohl quantitativ wie qualitativ. Unterschiedliche Verarbeitungs- und Backverfahren wie Mahlen mit einem Mühlstein, lange Gärung des Teigs oder Backen im Holzofen bieten je nach Getreideart und -sorte neue Alternativen. Zudem hat das Projekt Wissen gesammelt, welche Strategien sich im Anbau und in der Verarbeitung für den Regional- und Grosshandel eignen.

Zoom: bild_forschung_2_qualitaetsgetreide_alternative_sorten.jpeg

Zwischen modernen Weizensorten und rustikaleren Getreidesorten gibt es agronomische, technologische und organoleptische Variationen, die das Angebot vom Feld bis auf den Teller erweitern. Urheberrechte: Raphaël Charles, FiBL

Blühstreifen für Bestäuber – Entwicklung mehrjähriger Mischungen und Optimierung bestehender Mischung

Leitung / DurchführungHans Ramseier, Stefan Lutter, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL
Laufzeit01.04.2018 – 31.03.2021
GesamtkostenCHF 203 522
Beitrag BLWCHF 75 000
InternetProjektseite HAFL


Mit neuen und verbesserten Mischungen die Wildbienen fördern

Für Bestäuber und Nützlinge der landwirtschaftlichen Kulturen sind Blüh- respektive Nützlingsstreifen wichtige Nahrungsquellen, insbesondere während der Trachtlücke im Sommer, wenn wenig Pflanzen blühen. Die Vielfalt sowohl der in den Saatmischungen verwendeten Pflanzenarten als auch die der zu fördernden Insektengruppen sind immens und die Interaktionen komplex.

Mit der Einführung des Biodiversitätsförderflächen-Typs «Blühstreifen für Bestäuber» im Jahr 2015 entstand der Bedarf, zugelassene Saatmischungen hinsichtlich deren Eigenschaften und Pflege zu optimieren und neue Mischungen zu entwickeln. Auf 2023 hin werden die Blühstreifen als «Nützlingsstreifen» in die Produktionssystembeiträge übergehen. Dem BLW ist es ein Anliegen, die Wirkung dieser Elemente auf wichtige Nützlinge besser zu kennen.
 

Forschungsfragen und Methoden

Die botanische Zusammensetzung der Saatmischungen hat einen Einfluss darauf, welche Insektengruppen gefördert werden. Dieses Projekt zielte darauf ab, mehrjährige Mischungen zu entwickeln und deren agronomische und ökologische Eigenschaften zu optimieren.

In wissenschaftlichen Blockversuchen und in Vergleichsversuchen auf Praxisbetrieben wurden das Blühverhalten und die Attraktivität auf Bestäuber und Nützlinge sowohl bei ein- und mehrjährigen Mischungen erhoben.
 

Zoom: bild_forschung_3_bluehstreifen_streifen.jpg

Nützlingsstreifen fördern sowohl Bestäuber wie auch landwirtschaftlich wichtige Nützlinge. Urheberrechte: Hans Ramseier, HAFL


Ergebnisse

Alle verwendeten Mischungen fördern Bestäuber- und Nützlingsgruppen effizient. Das Projekt lieferte Erkenntnisse darüber, welche Mischungen welche Zielgruppen besonders fördern. Für gefährdete oder oligolekte (auf wenige Pflanzenarten oder sogar eine einzige Art angewiesene) Wildbienen sollten mehrjährige Saatmischungen verwendet werden. Eine Bearbeitung der mehrjährigen Mischungen im Herbst des zweiten Standjahres erhöht die Vielfalt der Mischungsarten.

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Pollen und Nektar stehen dank Nützlingsstreifen auch in der trachtarmen Zeit zur Verfügung. Urheberrechte: Hans Ramseier, HAFL

ProYoungStock - Promoting young stock and cow health and welfare by natural feeding systems (Gesundheit und Tierwohl von Jungvieh und Kühen durch natürliche Fütterungssysteme fördern)

Leitung / DurchführungAnet Spengler, Anna Bieber, Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL
Partner6 Universitäten und Forschungsinstitute in Deutschland, Polen, Schweden, Österreich, Frankreich und Italien; slowenischer Holsteinzuchtverband
Laufzeit01.04.2018 - 30.09.2021
GesamtkostenCHF 1´522´727
Beitrag BLWCHF 290’200
InternetProYoungStock (englisch)


Die natürlichere Entwicklung von Kälbern fördern

In der intensiven Milchproduktion werden die Kälber kurz nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. Das ist aus Tierwohlsicht problematisch und kann auch gesundheitliche Probleme hervorrufen, wenn das Immunsystem des Jungtieres nicht genügend gut ausgebildet wird.

Milchviehhaltung ist ein wichtiger Erwerbszweig der Schweizer Landwirtschaft. Alternativen zum herkömmlichen Haltungssystem mit früher Trennung von Mutterkuh und Kalb leisten einen wichtigen Beitrag zum Tierwohl und zur Gesundheit der Tiere, was z.B. zu einem verminderten Einsatz von Antibiotika, Entwurmungsmitteln sowie Kraftfutter führen sollte. Erkenntnisse aus diesem Projekt sind nicht nur im Biolandbau anwendbar.
 

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Natürliches Verhalten zwischen einer Kuh und ihrem Kalb in der kuhgebundenen Aufzucht. Urheberrechte: Silvia Ivemeyer, FiBL


Forschungsfragen und Methoden

Forscherinnen des FiBL koordinierten das Projekt in Zusammenarbeit mit Forschungsinstitutionen in weiteren sechs europäischen Ländern und dem slowenischen Holsteinzuchtverband. ProYoungStock wurde im Rahmen des ERA-Net-Programms CORE Organic Cofund durchgeführt. Folgende Fragen standen im Vordergrund:

  • Innovative Aufzuchtsysteme: Welche Formen werden in verschiedenen Ländern praktiziert? Wie sind sie hinsichtlich Tierwohl und Wirtschaftlichkeit zu beurteilen?

  • Tiergesundheit: Kann der Antikörpergehalt der Milch durch Kuh-Kalb-Kontakt oder durch Futterzusätze stimuliert werden?

  • Fütterung: Welchen Einfluss haben erhöhte Milchmengen an Aufzuchtkälber oder pflanzliche Wirkstoffe in Graslandsystemen?

Im Mittelpunkt der Forschung standen natürliche Aufzucht- und Fütterungssysteme vor dem Absetzen der Kälber aber auch für Jungtiere und Milchkühe.
 

Ergebnisse

Als bestes System bezüglich Wirtschaftlichkeit, Praktikabilität und Tierwohl kristallisierte sich ein Kuh-Kalb-Kontakt von 6 bis 9 Stunden pro Tag heraus. Beim graduellen Trennen und Absetzen sollen sich die Tiere langsam an die neue Situation gewöhnen. Folgendes Vorgehen ist angebracht: 

  • die Milchmenge für das Kalb schrittweise reduzieren,

  • die Kontaktzeit von Kuh und Kalb nach und nach verringern,

  • alle anstehenden Änderungen (Absetzen, Trennen, Stall- / Futterwechsel) möglichst zeitlich versetzt vollziehen.

In grösseren Herden ist es zudem sinnvoll, Kälber als Gruppe und nicht als Einzeltier abzusetzen und von der Mutter zu trennen.

Die Ergebnisse wurden in Form vom Weblinks, Farminaren und Videos vermittelt (practice abstract deutsch).

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Eine Forscherin beobachtet das Verhalten von Kälbern mit und ohne Mutterkontakt ausserhalb der Fütterungszeiten. Urheberrechte: Anet Spengler, FiBL

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