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Traktoren und Erntemaschinen werden tendenziell immer schwerer. Neue Hilfsmittel helfen den Einsatz dieser Maschinen auf die Tragfähigkeit der Böden anzupassen.
 

Zunahme der Bodenverdichtung

Permanente Unterbodenverdichtung manifestiert sich oft durch sichtbare Staunässe an der Oberfläche und wird immer häufiger beobachtet. Daher ist das Problem der Bodenverdichtung in den letzten Jahren stärker in den Fokus gerückt. Das Nationale Forschungsprogramm Boden (NFP68) hat Verdichtung als die Hauptgefährdung für landwirtschaftliche Böden in der Schweiz identifiziert (Charles et al., 2018).

Hauptursache für Oberbodenverdichtungen sind meist eine zu kleine Auflagefläche der Räder, und für Unterbodenverdichtung ein zu hohes Maschinengewicht. Auch wenn oberflächlich keine Verdichtungsanzeichen erkennbar sind, kann trotzdem eine Unterbodenverdichtung auftreten. Pflanzen in verdichteten Böden nehmen Nährstoffe schlechter auf und bilden weniger Wurzelmasse. Die Bodenlebewesen wandeln dadurch aufgrund ihrer reduzierten Aktivität weniger Nährstoffe in eine pflanzenverfügbare Form um. Eine Unterbodenverdichtung wirkt sich über Jahre hinweg negativ auf die Bodenfruchtbarkeit eines Standortes aus und es muss mit Ertragsausfällen von 5 bis 10 Prozent gerechnet werden (Agridea 2014).
 

Immer schwerere Traktoren

In den letzten Jahrzehnten hat sich in der Schweiz ein zunehmender Trend hin zu schwereren Traktoren durchgesetzt. 1990 waren in der Schweiz gerade mal 23 Traktoren mit mehr als 10 Tonnen Gewicht zugelassen, inzwischen sind es insgesamt fast 5000. (siehe Abbildung 1).


Abbilddung 1: Anzahl Erst-Inverkehrsetzungen von Traktoren mit über 10 Tonnen Leergewicht von 2005–2021. (Quelle: Bundesamt für Statistik)

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Neue Hilfsmittel zur Vermeidung von Schadverdichtungen

Vor Verdichtungsschäden auf ihren Böden können sich Landwirtinnen und Landwirte am effektivsten schützen, indem sie auf leichte Traktoren und Maschinen setzen. Beim Einsatz von schweren Geräten sollte die Feldbefahrbarkeit vorab überprüft werden. Dies verringert die Verdichtungsgefährdung – was auch eine Massnahme zum Schutz vor Erosion ist – und wirkt sich positiv auf den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und damit der Sicherung der Erträge aus.
 

Terranimo-update

Mit Terranimo© (www.terranimo.ch) steht ein frei verfügbares Simulationsmodell mit einer einfachen Benutzeroberfläche zur Verfügung, mit dem das Bodenverdichtungsrisiko beim Einsatz von landwirtschaftlichen Fahrzeugen bestimmt werden kann. Dieses Hilfsmittel wurde nun graphisch umfangreich überarbeitet und mit weiteren Funktionen ergänzt:

  • Das Tool funktioniert nun auch auf Smartphones und Tablets, und eine Integration in die Software von Traktorenterminals wurde ermöglicht. Eine Dokumentation steht unter folgendem Link zur Verfügung: Swagger UI (terranimo.world)

  • Die Benutzerfreundlichkeit wurde verbessert, indem ein Konzept mit klarer Trennung von Navigation, Funktionalität und Darstellung umgesetzt wurde (Abbildung 2). Zudem wurde eine Reihe von neuen Traktoren und Maschinen-Kombinationen ergänzt und Raupenfahrzeuge zur Auswahl hinzugefügt.


Abbildung 2: Userinterface von Terranimo. Auf dem PC (links) sind Navigationsbereich und Hauptbild gleichzeitig darstellbar, für Tablet und Smartphone (rechts) lässt sich die Navigation auf- und zuklappen.

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  • Die Simulationsmöglichkeiten wurden erweitert, und es kann nun die Veränderung der Lagerungsdichte nach der Befahrung simuliert werden.

  • Das Tool kann neu auch den Effekt von Mehrfachbefahrungen auf die Bodenstruktur simulieren (Abbildung 3).


Abbildung 3: Verdichtungssimulation mit Terranimo. Terranimo stellt den Gesamteffekt einer Befahrung auf die Lagerungsdichte des Bodens dar, inkl. Angabe des Flächenanteils der zu erwartenden Verdichtungen in 35 cm Tiefe.

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Verdichtungsrisikokarte

Im Auftrag des BLW erarbeiten «Agroscope» und das «Kompetenzzentrum Boden» Karten, welche das potentielle Verdichtungsrisiko von Böden basierend auf der aktuellen landwirtschaftlichen Nutzung und den Standorteigenschaften darstellen.

Diese Übersichtskarten werden es Vollzugs- und Beratungsstellen ermöglichen, Risikogebiete räumlich differenzierter zu erkennen und eine konkrete Massnahmenplanung einzuleiten. Die Karten sollen eine Übersicht über kritische Standorte bzw. Regionen mit erhöhtem Verdichtungsrisiko darstellen, d. h. sie weisen Gebiete aus, in denen eine hohe Gefahr besteht, dass das Umweltziel «Bodenverdichtung» nicht erreicht wird.

Den landwirtschaftlichen Betrieben kann die Karte helfen, das potentielle Verdichtungsrisiko auf einzelnen Parzellen in die Planung der Kulturfolgen einer Fruchtfolge an die standortgegebenen Eigenschaften anzupassen.

AGRIDEA: Bodenverdichtung vermeiden – so funktioniert’s!, 2014

Charles R., Wendling M., Burgos S. (2018): Boden und Nahrungsmittelproduktion. Thematische Synthese TS1 des nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden» (nfp 68), Bern.

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